Monogamie vs. Polyamorie – Beziehungsformen im Vergleich

Menschen erleben Liebe, Nähe und Partnerschaft heute sehr unterschiedlich. Während Monogamie für viele noch der Standard ist, entdecken andere alternative Formen wie Polyamorie oder Beziehungsanarchie, die ein weites Spektrum an Intimität, Bindung und Verbindung ermöglichen.
In diesem Text versuche ich verständlich zu erklären, welche Unterschiede es gibt und wie die verschiedenen Modelle funktionieren – ich erhebe dabei allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr berichte ich aus meiner Praxis als auch eigenen Erfahrungen. Wichtig ist: Wir schauen welche Beziehungsform am besten zu dir bzw. euch passt. 

Die Beziehungsformen im Überblick

It's up to you
  • Monogamie
  • Beziehungsöffnung
  • Polyamorie/ Konsensuale Nicht-Monogamie / Mehrfachbeziehungen
  • Beziehungsanarchie
individuell

📌 Monogamie – klassische Exklusivität

📌 Konsensuelle Nicht-Monogamie (CNM)

Monogamie beschreibt eine Beziehung zwischen zwei Personen, die exklusiv romantische und/oder sexuelle Bindung miteinander eingehen. Traditionell beinhaltet sie:

  • Romantische und sexuelle Exklusivität
  • Gemeinsame Lebensplanung und oft auch rechtliche Bindung (z. B. Ehe)
  • Kein gleichzeitiger romantischer Kontakt zu anderen Personen

In modernen Kontexten unterscheiden manche Expert*innen zwischen serieller Monogamie (aufeinanderfolgende Beziehungen im Leben) und ausschließlicher Monogamie. Die klassische monogame Partnerschaft zielt auf Vertrauen, Stabilität und ausschließliche Bindung zwischen zwei Menschen ab.

Der Oberbegriff konsensuelle nicht-monogame Beziehungen (CNM) bezeichnet alle Beziehungsformen, in denen mehrere romantische und/oder sexuelle Kontakte mit Wissen und Zustimmung aller Beteiligten erlaubt sind. Das zentrale Merkmal ist der Konsens, nicht das genaue Beziehungsmodell. Unter CNM fallen unter anderem:
✔ Polyamorie
✔ Offene Beziehung
✔ Freundschaft+
✔ Beziehungsanarchie
✔ Solo-Poly

Diese Vielfalt macht CNM besonders flexibel und persönlich gestaltbar.

📌 Polyamorie – Liebe zu mehreren gleichzeitig

Polyamorie bedeutet, dass mehrere Liebesbeziehungen gleichzeitig möglich sind, sofern alle Beteiligten zustimmen. Im Unterschied zur nur sexuellen Öffnung liegt bei Polyamorie auch oft emotionale Bindung und langfristiges Commitment im Fokus

Polyamorie kann sehr viele Formen annehmen – oft ohne ein festes Rezept, immer abhängig von den Vereinbarungen der Beteiligten.

a) Primary / Sicherer Hafen

Ein Modell, bei dem es eine Hauptbeziehung („Primary Relationship“) gibt, um die andere Beziehungen strukturiert werden. Diese Hauptverbindung bleibt im Mittelpunkt – z. B. gemeinsames Zuhause, gemeinsame Lebensplanung –, während weitere Beziehungen daneben bestehen können. 

b) Gleichberechtigte Beziehungen

In diesem Modell hat keine Beziehung hierarchischen Vorrang:

  • Alle Beziehungen haben ähnliche Bedeutung
  • Entscheidungen werden gemeinschaftlich getroffen
  • Fokus auf gegenseitige Anerkennung
    Dieses Modell kann sehr komplex sein, aber es reflektiert emotionale Gleichwertigkeit

c) V-Spitze (V-Erweiterung)

Hier steht eine Person im Zentrum und hat zwei separate Beziehungen zu zwei anderen Menschen. Die beiden Außenpartner*innen sind nicht zwingend miteinander verbunden, sondern jeweils einzeln über die zentrale Person. 

d) „Kometen“ & weitere Konstellationen

„Kometen“ bezeichnen Beziehungen, die zeitweise intensiv sind, aber nicht konstant im Alltag präsent – ähnlich wie ein Komet nur gelegentlich vorbeikommt. Ebenso gibt es sogenannte „Tertiary“, Freundschafts- oder gelegentliche romantische Verbindungen.

 

📌 Beziehungsanarchie – frei von Normen

📌 Solo-Poly – eigene Autonomie im Mittelpunkt

Beziehungsanarchie verzichtet bewusst auf traditionelle Beziehungsdefinitionen, Hierarchien oder Regeln, die von außen vorgegeben werden. Stattdessen sind Verbindungen so individuell wie die Menschen selbst:

  • Keine festen Kategorien wie „Partnerin“ oder „Freundin“
  • Beziehungen wachsen aus Bedürfnissen, nicht Normen
  • Keine automatische Priorität romantischer Beziehungen

Das bedeutet: Jedes Verhältnis entsteht aus explizitem Konsens und Abgleich von Bedürfnissen.

Solo-Polyamorie beschreibt Menschen, die mehrere romantische oder sexuelle Beziehungen haben, aber keine davon als festen „Primary“ priorisieren – und häufig unabhängig leben.

Typische Kennzeichen:

  • Eigenständige Lebensführung (z. B. eigenes Zuhause)

  • Förderung persönlicher Autonomie

  • Beziehungen sind gleichwertig, aber nicht hierarchisch geordnet

Solo-Poly ist kein Widerspruch zu emotionaler Verbundenheit – nur zu traditioneller Rollenverteilung in Beziehungen.

📌 Offene Beziehung – sexuelle Öffnung mit Hauptbindung​

📌 Freundschaft+ (Friends with Benefits)

Eine offene Beziehung erlaubt sexuelle Kontakte mit anderen Personen neben der primären Partnerschaft. Im Unterschied zu vielen polyamoren Modellen steht hier meist die sexuelle Freiheit im Vordergrund, nicht zwingend emotionale Bindung zu mehreren Partner*innen. 

Wichtig: Eine offene Beziehung kann sowohl von Menschen geführt werden, die monogam im Herzen bleiben möchten, als auch polyamor lebenden Menschen, deren emotionale Bindungen sich auch über mehr als einen Menschen erstrecken. 

Freundschaft+ bezeichnet ein nicht-exklusives Beziehungsmodell, das über reine Freundschaft hinaus romantische oder sexuelle Aspekte enthält, aber nicht notwendigerweise in eine klassische Partnerschaft münden soll. Diese Form wird häufig zu CNM gezählt, unterscheidet sich jedoch von Polyamorie, weil sie nicht automatisch romantische Verpflichtungen oder langfristige Bindungen impliziert. Manchmal werden auch soziale Interaktionen wie in einer Beziehung miteinander gemacht. Dennoch ist die Verbindung eher loser als in anderen Beziehungsformen.

Beziehungsmodelle sind keine „one-size-fits-all“-Lösungen:

  • Was für eine Person funktioniert, kann für eine andere ungeeignet sein.

  • Kein Modell ist per se „besser“ – jede Wahl hat Herausforderungen und Chancen. Es passt auch nicht jedes Modell zu dir und euch.

  • Kommunikation, Konsens und emotionale Reflexion sind in allen Modellvarianten entscheidend.

In der Beratung gehen wir gemeinsam deinen individuellen Weg – nicht nach Schema, sondern nach dem, was zu dir und euren Beziehungsbedürfnissen passt.

Doch egal welche Form: Transparenz und Ehrlichkeit sind der Schlüssel einer jedweden Beziehung, um langfristig bestehen zu können. Es ist nicht verwerflich sich öffnen zu möchten. Doch loszuziehen, ohne den Partnermenschen mitzunehmen, nennt man fremdgehen. Ich spreche mich hier deutlich für Transparenz, Ehrlichkeit und Loyalität in meinen Beratungen aus.

Monogamie vs. Polyamorie - zentrale Unterschiede

Merkmal Monogamie Polyamorie / CNM
Exklusive Partnerschaft Ja Nein, je nach Modell
Emotionale Bindung Meist auf zwei Personen Mehrere möglich
Sexuelle Exklusivität Ja Nein, sofern gewünscht
Konsens über Beziehungsform Implizit oder traditionell Explizit und verhandelbar
Kommunikation & Vereinbarungen Vorhanden, oft unreflektiert Zentrale Grundlage

Was allen Beziehungsformen gemein ist:
Es bedarf Kommunikation und Geduld, Mut und ein Aufeinander zugehen,
um gemeinsam zu wachsen und das zu finden,
was euch glücklich macht. Wachstumsschmerzen und Konflikte sind dabei normal.
Ich unterstütze euch, dass ihr diese nur so kurz wie möglich ertragen müsst
und Leichtigkeit, Freude, Gemeinsamkeit im Vordergrund stehen sowie Nähe, Intimität und Verbundenheit.

Lies zu mir und wie ich seit meinem 18. Lebensjahr polyamor mit Mono-Phase dazwischen, lebe doch einfach „über mich“ und stell auch gerne Fragen.